
ENDOKRINOLOGIE
Diagnostik und Therapie endokriner Erkrankungen (Hormonstörungen)
Hormone sind biochemische Botenstoffe, die von spezialisierten endokrinen Drüsen produziert und auf dem Blutwege im Körper verteilt werden. Sie übernehmen eine zentrale Rolle bei der Regulation zahlreicher lebenswichtiger Funktionen – wie zum Beispiel Stoffwechsel, Wachstum, Fortpflanzung, Blutdruck, Flüssigkeitshaushalt, Immunabwehr und emotionale Befindlichkeit. Zu den wichtigsten hormonproduzierenden Organen zählen unter anderem im Gehirn der Hypothalamus, die Hypophyse, die Schilddrüse, die Nebennieren, der Pankreas sowie die Eierstöcke oder Hoden.
Im Gegensatz zu Nervenimpulsen wirken Hormone oft über längere Zeiträume und entfalten ihre Effekte an spezifischen Zielzellen über spezifische Rezeptoren (Andockstellen). Dabei sind fein abgestimmte Konzentrationen entscheidend – bereits geringe Abweichungen vom Normbereich können spürbare Auswirkungen auf das körperliche und seelische Wohlbefinden haben. Viele Hormonsysteme sind durch sogenannte Rückkopplungsschleifen reguliert, in denen sich übergeordnete und nachgeschaltete Hormone gegenseitig beeinflussen.
Hormonelle Störungen können sich in sehr unterschiedlichen Symptomen äußern – etwa in chronischer Müdigkeit, unerklärlicher Gewichtszunahme oder -abnahme, Zyklusstörungen, Libidoverlust, Haarausfall, Stimmungsschwankungen oder Veränderungen des Blutdrucks. Die Endokrinologie als medizinisches Fachgebiet befasst sich mit der differenzierten Diagnostik, Interpretation und Behandlung solcher Störungen. Ziel ist es, hormonelle Gleichgewichte wiederherzustellen und Patientinnen und Patienten dabei zu unterstützen, ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern.
Der Hypothalamus und die Hypophyse bilden gemeinsam das übergeordnete Steuerzentrum des hormonellen Systems. Der Hypothalamus empfängt Signale aus dem zentralen Nervensystem und gibt sie in Form von Releasing-Hormonen an die Hypophyse weiter. Diese wiederum reguliert durch Ausschüttung verschiedener Hormone die Funktion peripherer Drüsen wie Schilddrüse, Nebenniere, Eierstöcke, Hoden und die Ausschüttung von Wachstumshormonen, Prolaktin oder antidiuretischem Hormon (ADH). Eine Störung dieser zentralen Achse kann weitreichende Auswirkungen auf viele körperliche Systeme haben.
Häufige Erkrankungen sind gutartige Hypophysenadenome, die entweder hormonell aktiv (z. B. Prolaktinom, Akromegalie, Cushing-Syndrom) oder inaktiv sein können. Sie können je nach Lage auch Druck auf angrenzende Strukturen wie die Sehnerven ausüben und dadurch Kopfschmerzen oder Sehstörungen verursachen. Weitere mögliche Ursachen für zentrale Hormonstörungen sind Entzündungen, Blutungen, genetische Syndrome oder seltene Tumoren im Hypothalamusbereich.
Die Diagnostik erfordert eine gezielte Kombination aus endokrinologischer Funktionsdiagnostik, bildgebender Verfahren (meist Kernspintomographie des Schädels) und interdisziplinärer Bewertung. Ziel der Behandlung ist es, hormonelle Gleichgewichte wiederherzustellen, und hormonaktive und –inaktive Tumoren zu kontrollieren – medikamentös, chirurgisch oder strahlentherapeutisch.
Die Schilddrüse ist eine kleine, schmetterlingsförmige Drüse im Halsbereich, die eine zentrale Rolle im endokrinen System spielt. Sie ist verantwortlich für die Produktion der Schilddrüsenhormone T4 (Thyroxin) und T3 (Trijodthyronin), die nahezu alle Organsysteme beeinflussen – insbesondere den Energiehaushalt, den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System sowie Wachstum und geistige Leistungsfähigkeit.
Eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führt typischerweise zu Müdigkeit, Gewichtszunahme und Konzentrationsproblemen, während eine Überfunktion (Hyperthyreose) Symptome wie Unruhe, Gewichtsverlust, Herzrasen und Schlafstörungen verursachen kann. Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis (führt meist zur Unterfunktion) und Morbus Basedow (führt zur Überfunktion) sind häufige Ursachen. Neben funktionellen Störungen treten auch strukturelle Veränderungen wie Knoten, Zysten oder Vergrößerungen (Struma) auf.
Die Diagnostik umfasst eine differenzierte Laboranalyse der Schilddrüsenhormone und Antikörper, eine sonografische Beurteilung des Organs sowie nuklearmedizinische Verfahren wie die Schilddrüsenszintigrafie. Die Therapie richtet sich individuell nach Ursache, Schweregrad und Beschwerden und reicht von medikamentöser Einstellung über die Radiojodtherapie bis hin zur operativen Behandlung.
Die Nebennieren sind paarige Hormondrüsen, die oberhalb der Nieren liegen und verschiedene lebenswichtige Hormone produzieren. Die Nebennierenrinde bildet unter anderem Cortisol, Aldosteron und Sexualhormone, während das Nebennierenmark die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet. Die unterschiedlichen Erkrankungen der Nebenniere können sowohl mit einer Überproduktion als auch mit einem Hormonmangel einhergehen – jeweils mit weitreichenden Auswirkungen auf Blutdruck, Stoffwechsel, Kreislauf und das Allgemeinbefinden. Insbesondere die Abklärung von spezifischen Ursachen für den Bluthochdruck ist hier eine wichtige Fragestellung.
Eine Überproduktion von Cortisol, wie sie beim Cushing-Syndrom vorkommt, führt beispielsweise zu Gewichtszunahme, Muskelschwäche, Bluthochdruck und Hautveränderungen. Beim Conn-Syndrom ist die Produktion von Aldosteron erhöht, was mit hohem Blutdruck und Kaliummangel einhergeht. Umgekehrt kann ein Ausfall der Nebennierenrinde – etwa bei der primären Nebenniereninsuffizienz (Morbus Addison) – zu lebensbedrohlichem Hormonmangel führen, der sich durch Schwäche, niedrigen Blutdruck, Salzhunger und Gewichtsverlust äußert. Selten, aber bedeutsam ist das Phäochromozytom – ein hormonaktiver Tumor des Nebennierenmarks, der durch wiederholte Blutdruckkrisen und Herzrasen auffallen kann.
Die Diagnostik umfasst gezielte Hormonanalysen im Blut und Urin, Funktionstests sowie bildgebende Verfahren wie Sonografie oder Schnittbilddiagnostik (CT/MRT). Eine differenzierte endokrinologische Beurteilung ist essenziell, da diese Erkrankungen selten, aber behandelbar sind – entweder medikamentös, durch gezielte Hormonersatztherapie oder in bestimmten Fällen auch chirurgisch.
Die Osteoporose ist die häufigste Erkrankung des Knochens im höheren Lebensalter und gehört zu den sogenannten metabolischen Knochenerkrankungen. Sie ist durch eine verminderte Knochendichte und eine gestörte Mikroarchitektur des Knochens gekennzeichnet, was das Risiko für Frakturen deutlich erhöht – insbesondere an Wirbelsäule, Hüfte und Handgelenk. Ursachen können neben altersbedingten Veränderungen auch hormonelle Störungen, chronische Erkrankungen, bestimmte Medikamente oder eine unzureichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D sein.
Insbesondere bei Frauen nach den Wechseljahren spielt der Rückgang des Östrogenspiegels eine zentrale Rolle bei der Entstehung der Osteoporose. Auch Männer können betroffen sein, häufig in Verbindung mit Testosteronmangel, Hyperthyreose oder Nebennierenerkrankungen. Neben der Osteoporose zählen auch Erkrankungen wie die Osteomalazie (Knochenerweichung durch Vitamin-D-Mangel) oder der häufige Hyperparathyreoidismus (Überfunktion der Nebenschilddrüse mit gesteigertem Knochenabbau) zu den metabolischen Knochenerkrankungen.
Die Diagnostik basiert auf Knochendichtemessung (DXA), Labordiagnostik zur Abklärung möglicher Ursachen sowie gegebenenfalls weiterer bildgebender Verfahren zur Beurteilung von Frakturen oder strukturellen Veränderungen. Die Behandlung umfasst neben Basismaßnahmen wie Calcium- und Vitamin-D-Zufuhr auch medikamentöse Maßnahmen, die entweder den Knochenabbau hemmen oder den Knochenaufbau fördern. Ziel der personalisierten Therapie ist es, Frakturen zu verhindern, Mobilität zu erhalten und die Lebensqualität langfristig zu sichern.
Sexualität ist ein zentraler Bestandteil der körperlichen und seelischen Gesundheit – sie wird jedoch oft als sensibles Thema erlebt und bleibt im medizinischen Alltag häufig unerwähnt. Dabei können viele internistische und hormonelle Faktoren die sexuelle Funktion und das sexuelle Empfinden beeinflussen. Dazu zählen etwa hormonelle Ungleichgewichte, chronische Erkrankungen, Medikamente oder psychosoziale Belastungen. In der Endokrinologie liegt ein besonderer Fokus auf hormonellen Ursachen, die gezielt diagnostiziert und behandelt werden können.
Bei Frauen kann ein Mangel an Östrogen – z. B. in den Wechseljahren oder bei vorzeitiger Ovarialinsuffizienz – zu Libidoverlust, vaginaler Trockenheit oder Schmerzen beim Geschlechtsverkehr führen. Auch Schilddrüsenfunktionsstörungen oder Prolaktinerhöhungen können die Sexualität beeinflussen. Bei Männern stehen häufig Testosteronmangel, Erektionsstörungen oder verminderte Libido im Vordergrund, etwa im Rahmen eines sogenannten Hypogonadismus, eines metabolischen Syndroms mit Übergewicht oder bei Diabetes mellitus.
Die Diagnostik umfasst eine differenzierte hormonelle Abklärung, ergänzt durch eine sorgfältige Anamnese unter Einbeziehung der psychischen, sozialen und partnerschaftlichen Situation. Im ärztlichen Gespräch legen wir Wert auf einen respektvollen, offenen Umgang mit diesem sensiblen Thema. Ziel der Behandlung ist es, die zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen, und die Lebensqualität in diesem wichtigen Lebensbereich zu stärken – mit medizinischer Kompetenz und menschlicher Sensibilität.
Das polycystische Ovarsyndrom (PCOS) ist eine der häufigsten hormonellen Störungen bei Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter und geht mit einer Vielzahl von Symptomen einher. Es ist gekennzeichnet durch eine Kombination aus Zyklusstörungen, erhöhten Werten für männliche Geschlechtshormone (Hyperandrogenämie) und einem typischen sonografischen Bild der Eierstöcke mit zahlreichen kleinen Follikelcysten. Die genauen Ursachen des PCOS sind noch nicht vollständig geklärt, es besteht jedoch häufig eine genetische Veranlagung, in Kombination mit Stoffwechselveränderungen wie einer Insulinresistenz (Diabetes-Vorstufe).
Typische Beschwerden sind unregelmäßige oder ausbleibende Menstruationen, unerfüllter Kinderwunsch, Akne, vermehrte Körperbehaarung (Hirsutismus) und eine Neigung zu Gewichtszunahme. Das PCOS ist nicht nur eine hormonelle, sondern auch eine Stoffwechselerkrankung – mit langfristig erhöhtem Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Leberveränderungen und psychischen Problemen. Entsprechend wichtig ist eine frühzeitige Diagnose und ganzheitliche Betreuung.
Die Diagnostik umfasst eine ausführliche Hormonanalyse, eine Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke und die Beurteilung metabolischer Risikofaktoren. Die Therapie richtet sich nach den individuellen Beschwerden und Lebenszielen – etwa Zyklusregulierung, Unterstützung bei Kinderwunsch oder Verbesserung der Stoffwechsellage. Neben medikamentösen Maßnahmen spielt auch der Lebensstil eine entscheidende Rolle: Gewichtsreduktion, Ernährung und Bewegung können die hormonelle Situation nachhaltig verbessern. Ziel ist eine individuelle, langfristig wirksame Betreuung und Nachsorge.
Die Menopause ist ein natürlicher Abschnitt im Leben jeder Frau und markiert das Ende der Fortpflanzungsfähigkeit. Hormonell steht sie für das Nachlassen der Funktion der Eierstöcke und damit für einen sinkenden Spiegel der Geschlechtshormone – insbesondere von Östrogen und Progesteron. Dieser Übergang beginnt oft bereits Jahre vor der letzten Regelblutung (Perimenopause) und kann von vielfältigen körperlichen und seelischen Veränderungen begleitet sein.
Typische Beschwerden sind Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Konzentrationsprobleme, trockene Schleimhäute sowie ein verändertes sexuelles Empfinden. Auch langfristige Veränderungen wie ein erhöhter Knochenabbau (Osteoporose-Risiko), Gewichtszunahme, Herz-Kreislauf-Risiken oder eine Zunahme von Stoffwechselstörungen können auftreten. Die Ausprägung der Symptome ist individuell sehr unterschiedlich – manche Frauen sind kaum beeinträchtigt, andere erleben erhebliche Einschränkungen ihrer Lebensqualität.
Die endokrinologische Diagnostik hilft, den Hormonstatus präzise zu erfassen und von anderen möglichen Ursachen für Beschwerden abzugrenzen. Auf dieser Grundlage kann entschieden werden, ob und in welcher Form eine Hormontherapie sinnvoll ist. Moderne Hormonbehandlungen orientieren sich an aktuellen Leitlinien und berücksichtigen Nutzen und mögliche Risiken individuell. Ergänzend können pflanzliche Präparate, Lebensstilmaßnahmen und gezielte Unterstützung bei Schlaf- oder Stimmungsveränderungen hilfreich sein. Unser Ziel ist eine fundierte, einfühlsame Begleitung auf dem Weg durch diese sensible Lebensphase.
Leistungsangebot
Neben dem umfassenden Gespräch und der körperlichen Untersuchung werden je nach Fragestellung eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) der Schilddrüse, der Nebenschilddrüsen, des Bauchraumes (Abdomen) oder der Hoden durchgeführt.
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Bei Vorliegen von Schilddrüsenknoten, die näher abgeklärt werden müssen, führen wir auch eine Punktion des Knotens mit nachfolgender cytologischer Untersuchung durch.
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Spezifische Laboruntersuchungen zur Beurteilung der Organfunktion sind unerlässlich und ein wichtiges Instrument der Endokrinologie.
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